1798 GIOVANNI PAOLO SCOPOLI, HAUPTMANN UND VIKAR VON PRIMÖR, VOM VOLK IM JAHRE 1792 GEWÄLT, SAGTE, NECHDEM DIE GEFAHREN UND MÜHEN DES AUßERST HARTEN KRIEGES UND DER BESETZUNG TIROLS DURCH DIE FRANZOSEN IN DEN JAHREN 1796 UND 1797 ÜBERWURDEN WAREN, DEM HERRGOTT IN HÖCHSTEM MAßE DANK.

5 MÄRZ 1798

Landesschützenmajor De Bosio aus
Canale San Bovo (Primör)
(Berg - Jsel Museum Innsbruck)

Giuseppina Negrelli, unter welchen Namen die Schützenkompanie gegründet wurde, war die 2° Tochter von Angelo Michele Negrelli, Landbesitzer und Holzhändler mit Venetien, Richter und Bürgermeister von Fiera während der französischen Invasionen (1796-1810). Sie wurde am 27.5.1790 geboren und mit dem Namen Negrelli Gioseffa Franca Elisabetta Giovanna getauft. Sie wuchs in einer großen Familie mit 6 Schwestern und 5 Brüdern auf. Einer von ihnen - Luigi (1799-1858) wurde ein bedeutender Ingenieur, war General - Inspekteur der Österreichischen und Sweizer Eisenbahnen und Entwerfer von wichtigen Kanälen längs des Rheins, zwischen der Moldau und der Elbe und des Suez-Kanals. Diede Werk verschaffte ihm Ruhm und Ehre in der ganzen Welt. Als im Spätherbst 1796 Napoleon Bonaparte in Trient eintraf, wurden im Tal von Primör zwei Kompanien von Schützen aufgestellt, um den Zugang der französischen Einheiten in das Tal zu verhindern. Und genau diese "Bersaglieri-die Verteidiger des Vaterlandes" retteten nicht nur ihr Land vor den brutalen Schikanen der Invasoren, sondern wagten diese in der Suganatal anzugreifen, um das beschlagnahmte Vieh zurückzugewinnen. In der Nacht des 5. Oktober 1796 griffen sie bei Novaledo eine französische Gruppe an und zerschlugen sie. Insbruck und Wien lobten das Verhalten der Schützen von Primör und im Mai 1798 verliehen sie ihnen mehrere Orden. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wurde der Mineral-Distrikt von Primör, der schon 

im Mittelalter sehr bekannt war und Arbeiter aus Nordtirol, Bayern un Böhmen angezogen hatte, an den Besirk von Pergine und Schwaz angegliedert, jedoch auf Zwang von Napoleon im Jahre 1806 Bayern unterstellt. Der Graf Giovanni Welsperg von Primör wurde als General-Kommisar von Tirol ernannt und hatte den Auftrag erhalten, die Gemeinschaften des Welschtirol nach den vom König von Bayern eingeführten illuministischen Ideen radikal zu reformieren. Er traf bei der Bevölkerung auf starke Opposition; da sie sich der Hunderte von Jahren erlangten Rechte der Selbstverwaltung beraubt sahen. Von Monat zu Monat steigerte sich die Unzufriedenheit bis zu offener Rebellion aus Anlass der obligatorischen Rekrutierung von 3. März 1809, die sich vom Tal von Fiemme bis ganz Tirol ausdehnte.

Sofort wurde eine Verteidigungskommission unter der Leitung des Bürgermeisters Angelo Michele Negrelli gebildet und sechs Kompanien der Schützen bewaffnet, die unter dem Befehl der Offiziere Francesco Bosio von Canal San Bovo, Luigi Savoi von Sprapieve, Luigi Piazza von Imer, Francesco Zorzi von Mezzano, Graf Villabruna von Transaqua und dem Graf Giuseppe Welsperg von Fiera standen. Dieser war Pate von Giuseppina Negrelli und durch diesen erhielt sie die Berechtigung in dessen Kompanie als Fahnenträgerin und Melder zu dienen, indem sie männliche Kleidung trug und sich eines Pferdes bedienen durfte. Während des Frühlings von 1809 wurden alle Pässe verteidigt um das Eindringen der Französen zu verhindern. Die Schlucht des Cismon, Cereda-Pass gegen Agordo, Brocon-Pass gegen Tesino, der Schener und Croce d'Aune gegen Feltre wurden Tag und Nacht von Männern von Primör bewacht und als die Franzosen von Pontet aus das Tal zu erobern versuchten, eilten auch viele Frauen hinzu, um den Verteidingern zu helfen und warfen Steine auf den Feind, um ihn zum Rückzug zu zwingen. Der Erzherzog Giovanni von Österreich, Bruder von Kaiser Franz I. und oberster Kommandant des österreichischen Heeres in Venetien sprach den Bewohnern von Primör seine Bewunderung und Lob aus. Doch das Schicksal des Welschtirol entschied sich auf andere Weise: Napoleon - siegreich dei Wagram (5.-6. Juli 1809) war in Wien eingedrungen und hatte die Österreicher 

Hauptmann Pietro Bellinsegna aus
Canale San Bovo (Primör) - 1797

gezwungen, Tirol und Kärnten aufzugeben, und deshalb wurde das Welschtirol dem italienischen Reich als Teil von Südtirol angegliedert und der Gemeinschaft von Primör wurde eine schwerwiegende Kriegsentschädigung von 7.000 Fiorini auferlegt.
Darunter musste auch der Bürgermeister Negrelli leiden, der 1810 als Geissel in Trient gehalten wurde bis die geforderte Summe bezahlt worden war. Auch später verhasst, wurde er 1813 al Staatsgefangener nach Mantua und Pallanza überführt. Mit den Niederlagen von Leipzig (16.-19. Oktober 1813) und Waterloo am 18. Juni 1815 begann der Zerfall des napoleonischen Imperiums: Tirol kehrte an Österreich zurück, welches noch Belobigungen und Entschädigungen für die jenigen erhielt, die sich gegen die Franzosen gewehrt hatten und auch die Bewohner von Primör wurden für ihren bewiesenen Mut und Opferwillen gerühmt. Der Hauptmann Casimiro de Bosio und Giuseppina Negrelli erhielten 2 Goldmedalien. Die Negrelli heirateten am 30. April 1816 Antonio Luigi Zorzi, Sohn des Hauptmannes Francesco aus Mezzano und hatte 3 Kinder: Francesco, Michelangelo und Eugenia. Sie starb am 18. Dezember 1842 nach kurzer Krankheit mit den heiligen Sakramenten versehen, während ihr Vater Angelo Negelli noch lebte. Die Bevölkerung von Tirol hat auch den Mut der Hausangestellten Katherina Lanz (1771-1854) von S.Vigilio di Marebbe gelobt, die am 2. April 1797 in Spinges bei Brixen mit einer Heugabel bewaffnet eine französische Waffengruppe gehindert hatte, die Kirche zu plündern. Zu deren Erinnerung wurden in Spinges 1912 und in Marebbe 1971 zwei Monumente errichtet. Die Bevölkerung von Primör und des Welschtirol sehen in Giuseppina Negrelli ihre Heldin und als solche möchte sie die neukonstituierte Schützenkompanie von Primör ehren.

Die Zeichen der Treue und Anhänglichkeit, die ich bei den Völkern und gehorsamen Einwohnern der Jurisdiktion von Primör festgestellt habe, dadurch dass sie im vergangenen Monat April die Waffen gegen den gemeinsamen Feind gerichtet haben, bieten mir Grund zur Freude und die Tat dieser Danksagung an meine treuen Völker ist nicht ihre Ursache, denn wenn es notwendig wäre, werden sie in der Lage sein, ihre Bemühungen für den guten Zweck zu Verdoppeln, um mich so zu überzeugen und mir die unwiderrufliche Anhänglichkeit zum österreichischen Haus zu bestätigen. Und so festigen sie ihr künftiges Wohlergehen und glückliches Leben.

Persönlich übergeben in meinem Quartier zu Selva, am 5. Mai 1809

                                                                                                        Johann 
                                                                                            Erzgraf von Österreich
     

  Schützenkompanie - Primör (16 Oktober 1809)

n°
comp

Armati

stutz.

Die Gießerei von Primör - Jahr 1809

Giovanni Battista HLNEIDER aus Molina di Fiemme schreibt:
"Mit dem erlaß Oberfehlshabers Andreas Hofer, begab ich mich den 3. September von Bozen zu Primör, um die Eisengießerei zu besuchen und zu kontrollieren ob sie zu Gestaltung der "Kanonenkugeln" geeignet war. Nachdem ich sie für geeignet erkannt hatte, kehrte ich nach Kaltern zurück, um dem Befehlsaber Giuseppe Morandel Bericht zu erstatten.
Derselbe beauftragte mich zwei Personen zu finden, um bei meinem 

Haus, die "Kugelgußformen" zu gestalten. Von mit eimpfholen wurde Herr Tano Notti und meins Bruder Vincenzo.
Es kam ausdrücklich ein Kanonier aus Innsbruck, vom selben Hofer geschickt. Um die Gußformen zu beenden, brauchten wir 4 Tage und Nächte ohne geringste Ruhe.
Wir zogen den 20. September Richtung Primör mit allem Nötigen an. Dort angekommen, half ich sofort bei dem Werk.
In weniger Zeit, kehrte der Kanonier nach Innsbruck zürück. Er nahm mit sich ein Sortiment von "Kanonenkugeln", und konnte dem Oberbefehlshaber berichten, daß die Gießerei in vollem Betrieb war"
Archiv der Magnifica Comunità di Fiemme - Cavalese